Folge 3: OB Westphal und der 2,6-Millionen-Schock! – Insider packt aus

Beitragsbild: Rainer Knäpper, Free Art License

Die Sicherheitsmängel am Dortmunder Friedensplatz während der EM 2024 waren eklatant. Nun berichtet ein Insider und das Versagen des OB Westphal und der Stadtverwaltung scheint vor allem eins: systemisch.

Über bekannte Sicherheitsproblematiken bei Großevents und eklatante Sicherheitslücken bei den Dortmunder Fanzones während der EM 2024 haben wir bereits ausführlich berichtet.

Nun ist es uns gelungen, einen Insider der Sicherheitsbranche aus dem Großraum Dortmund für unsere Recherche zu gewinnen. Zu seinem eigenen Schutz möchte er anonym bleiben, der Redaktion liegt sein Name jedoch vor. Was er berichtet, schlägt dem Fass buchstäblich den Boden aus und darf – im Sinne aller Dortmunder Bürger und Steuerzahler – nicht konsequenzlos bleiben.

Stadtverwaltung in der Kritik: Auftrag sprengt alle Budgetgrenzen! (2,3 Millionen Euro teurer)

Das Vergabeverfahren für die Sicherheitsfirmen wurde – wie üblich – über eine Ausschreibung geregelt. Dabei bewerben sich verschiedene Unternehmen und geben ein Angebot für die geforderte Dienstleistung und den Umfang ab. Am Ende gewinnt das Unternehmen, das das kosteneffizienteste Angebot abgegeben hat. So wird es zumindest den Dortmunder Bürgern und Steuerzahlern verkauft.

Nun berichtet uns unser Insider, dass diese übliche und darüber hinaus gesetzlich vorgeschriebene Praktik jedoch in Dortmund nicht angewandt wurde – oder nur bedingt.

Die Ausschreibung gewann ein Sicherheitsunternehmen aus dem Großraum Dortmund. Geschätzte Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen am Friedensplatz für den Zeitraum der gesamten EM 2024: ca. 300.000 Euro. So weit so gut.

Kurz vor Beginn der Europameisterschaft, sprangen dem beauftragten Sicherheitsunternehmen die Subunternehmer ab – sie wurden ganz offenbar von einem Konkurrenten für einen höheren Stundensatz abgeworben. Die Folge war, dass das Sicherheitsunternehmen nicht mehr die volle Manpower stellen konnte, die das Sicherheitskonzept vorsah. Mit ca. 70 Personen hätte jedoch gut ein Drittel der benötigten Personen durch das Unternehmen dennoch gestellt werden können, während der Rest durch ein weiteres Unternehmen hätte gestellt werden müssen. Somit hätte ein Drittel der Dienstleistung durch das Unternehmen erbracht werden können – zum festgelegten und kalkulierten Kurs.

OB Westphal und stellvertretender Fachbereichsleiter Schulz wählten jedoch scheinbar einen anderen Weg. Der Vertrag mit dem Sicherheitsunternehmen wurde gekündigt und der Auftrag in einem Blitzverfahren an ein anderes Unternehmen – nebenbei ein wohlbekannter und außerordentlich dominanter Marktplayer – vergeben. Mit dem Ergebnis: die von diesem Unternehmen schlussendlich gestellte Rechnung an die Stadtverwaltung Dortmund ist nahezu ein Achtfaches (8x!) des ursprünglich kalkulierten Preises!!! Die Stadtverwaltung Dortmund, oder nennen wir das Kind beim Namen, der Dortmunder Bürger und Steuerzahler, zahlt nur für die Bewachung der Fanzone auf dem Friedensplatz jetzt rund 2,6 Millionen Euro!!

Geld, welches unter allen Umständen sinnvoll investiert werden müsste. Nicht zuletzt waren die Warnungen vor dem Rekord-Defizit im Haushalt 2024 von 200 Millionen Euro mehr als besorgniserregend!

Wir fragen uns: Herrscht in der Dortmunder Stadtverwaltung ein Problem beim Rechnen im kleinen Zahlenraum bis 10, dass solch eine Rechnung wissentlich in Kauf genommen wird? Oder gibt es möglicherweise andere Gründe für die widerstandlose Akzeptanz solch einer Rechnung?

Arbeitet die Stadtverwaltung Dortmund mit dubiosem Unternehmen zusammen?

Unser Insider erzählt uns, dass der Auftrag in einem Blitzverfahren an die Firma Stölting neu vergeben wurde. Stölting stellte somit die horrende Rechnung von über 2,6 Millionen Euro an die Stadtverwaltung Dortmund aus.

Doch wer ist Stölting und wie arbeitet diese Firma mit öffentlichen Organen zusammen? Diese Fragen lassen sich leicht beantworten.

Die Stölting Service Group ist ein in Gelsenkirchen ansässiges Unternehmen, dass mit über 40 Standorten einen Jahresumsatz von 360 Millionen Euro erwirtschaftete. Neben Sicherheit bietet die Gruppe ebenfalls Reinigung und Personalvermittlung an. Insgesamt ist das Unternehmen ein Großkaliber in der Sicherheitsbranche, die in der Regel durch Unternehmen mit geringer Mitarbeiterzahl in Zusammenarbeit mit diversen Subunternehmen gekennzeichnet ist.

Die Stölting Service Group fällt aber nicht nur allein durch ihre Größe in der Sicherheitsbranche auf. Die Kollegen vom WDR fanden investigativ heraus, dass die Stölting Gruppe sich scheinbar dubioser Geschäftspraktiken bedient, um sich Aufträge „sichern“ zu können. In Bocholt steht der Verdacht im Raum, dass es zu illegalen Absprachen zwischen leitenden Mitarbeitern der Stadt und der Stölting-Geschäftsführung gekommen ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, die Kollegen vom WDR berichten hier.

Eine Stadtverwaltung, die ohne Murren eine exorbitant hohe Rechnung akzeptiert, und ein Unternehmen, das verdächtigt wird illegale Absprache mit leitenden Stadtverwaltern zu führen? Das klingt unserer Ansicht nach suspekt.

Erlauben Westphal und Schulz den Einsatz von ungeschulten Sicherheitskräften und Gefährdern?

Nun könnte man denken, dass achtfach erhöhte Kosten und ein scheinbar dubioses Sicherheitsunternehmen zu akzeptieren seien, wenn die Sicherheit für die Dortmunder Bürgerinnen und Bürger gewährleistet ist. Doch das ist weit gefehlt.

Wir berichteten bereits, dass es an unserem Friedensplatz alles andere als „ruhig und gesittet“ zuging. Neben Angriffen auf die Pressefreiheit und akkreditierte Journalisten durch das Sicherheitspersonal (!) kam es zu Bengalo-Zündungen und Zaunstürmungen. Gewährleistete Sicherheit sieht anders aus.

Unser Insider berichtet, dass durch die Firma Stölting Sicherheitspersonal zum Einsatz gebracht worden sei, welche die notwendigen Zulassungen (bspw. IHK-Kurs) nicht belegen konnte. Auch Gefährder, also straffällige Personen, die als Sicherheitsdienst völlig untauglich sind, sollen zum Einsatz gekommen sein. Durch das LKA Frankfurt wurden Sicherheitskräfte für den Signal Iduna Park abgelehnt, da sie in der Vergangenheit als Kriminelle in Erscheinung getreten sind. Unser Insider berichtet, dass es für Stölting scheinbar kein Problem und seitens der Stadtverwaltung Dortmund keine Bedenken gegeben habe, diese Klientel für die Sicherheit am Friedensplatz zuzulassen.

Dass sich unter diesen Umständen, weder Journalisten, geschweige denn Familien sicher fühlen können, bedarf keiner langen Erklärung. Sicherheit war unter diesen Umständen zu keiner Zeit am Friedensplatz gewährleistet!

Die Position von OB Westphal und des Dezernat 3 der Stadtverwaltung Dortmund

Fassen wir zusammen. Sowohl OB Westphal als Frank Schulz vom Dezernat 3 akzeptieren eine Kostenexplosion um das Achtfache, akzeptieren, dass Vertragspartner aufgrund scheinbar dubioser Geschäftspraktiken öffentlich kritisiert werden und akzeptieren, dass durch diesen Vertragspartner keine Sicherheit gewährleistet wird.

Das akzeptieren wir von Dortmund Watch nicht! Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt haben ein Recht darauf, angemessen beschützt zu werden und dafür branchenübliche Kosten zu erwarten. Ein Oberbürgermeister und eine Stadtverwaltung, die sowohl die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger systematisch aufs Spiel setzen und das hart erarbeitete Geld der Bürgerinnen und Bürger in die Taschen mutmaßlich dubioser Unternehmen stecken, müssen sich dafür erklären und Konsequenzen tragen!


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